Wie den Täterort KORI markieren ?

Wo ist die Dennewitzstraße 35?

In den nächsten Jahren soll am Eingang Kurfürstenstraße in den Westpark des Gleisdreiecks über die Firma KORI informiert werden, die von der Dennewitzstraße 35 aus Leichenverbrennungsanlagen für den industriellen Massenmord in zahlreichen Konzentrationslagern und Tötungsanstalten geplant und geliefert hat. Doch das Gebäude und das Grundstück der Dennewitzstraße 35 sind verschwunden. Wie also diesen Täterort markieren?

Totaler Krieg – Kürzester Krieg (?)

In unserer Nachbarschaft, da wo heute das Pallaseum steht, war einst der Berliner Sportpalast Bühne für Sport- und Massenveranstaltungen.

Am 18. Februar 1943 fand dort eine besondere Massenveranstaltung statt.

Tausenden schleuderte der Reichspropagandaminister Joseph Goebbels die Frage entgegen: „Wollt Ihr den totalen Krieg?“ Und erntete ein donnerndes „Ja“ 

Die Massen im Sportpalast (Bundesarchiv, Bild 183-J05235, Schwahn, via Wikimedia Commons)

Denn wenige Tage nachdem die deutsche Wehrmacht in Stalingrad kapitulieren musste (2. Februar 1943), hatte der teuflische Demagoge Goebbels diese Veranstaltung bis ins kleinste Detail vorbereitet.

Die Menschen im Sportpalast nannte er die „Repräsentanten der gesamten Nation“, er sprach sie an als  „Invaliden von der Ostfront, Rüstungsarbeiter aus den Berliner Panzerwerken, Mitglieder der Partei, Wehrmachtssoldaten, Ärzte, Wissenschaftler, Künstler, Ingenieure, Architekten, Lehrer, Beamte und Angestellte“.

Doch in Wirklichkeit sprach er zu handverlesenen Anhängern der Nationalsozialisten, von denen viele vorab Sprechchöre eingeübt hatten und klar instruiert waren, wann und wie lange sie applaudieren sollten.

Als Virtuose im Bereich der „fake news“ verdrehte er in seiner zweistündigen Rede den deutschen Angriffskrieg auf Russland in einen Verteidigungskrieg für Europa: „Der Ansturm der Steppe gegen unseren ehrwürdigen Kontinent ist in diesem Winter mit einer Wucht losgebrochen, die alle menschlichen und geschichtlichen Vorstellungen in den Schatten stellt.“ Und forderte mit Hilfe suggestiv-rhetorischer Fragen die „heroische Mobilisierung der letzten Reserven“, der das handverlesene NS-Publikum, brüllend zustimmte. Im Klartext:  Fronteinsatz aller tauglichen Männer, Stilllegung nicht kriegswichtiger Betriebe, Schließung von Vergnügungsstätten und Arbeitseinsatz aller Frauen.

Quasi nebenbei kündigte er als Gauleiter von Berlin die Deportation der verbliebenen Juden aus der Reichshauptstadt an.

Letztlich wollte er damit die totale Kontrolle des Regimes und der Partei (NSDAP) über die Bevölkerung erreichen. Zumindest propagandistisch gelang es ihm den Eindruck zu erwecken, als wollten die Deutschen alle „bis zum Endsieg kämpfen“. So kommentierten denn auch führende deutsche Zeitungen:  „…fand im Berliner Sportpalast eine Grosskundgebung der Bevölkerung Berlins statt, in der Reichsminister Dr. Goebbels mit schonungsloser Offenheit die Gefahr aufzeigte, in der Europa schwebt. Die von dem alten nationalsozialistischen Kampfgeist getragene Veranstaltung brachte das einmütige und leidenschaftliche Bekenntnis der Teilnehmer, der Männer und Frauen, der Ritterkreuzträger und Rüstungsarbeiter, der Verwundeten und zahllosen Männer aus allen Schaffens- und Wissensgebieten, den Krieg rücksichtslos und in seiner radikalsten Totalität zu führen und den Sieg über den Bolschewismus zu erzwingen.“

Die Wirklichkeit sah anders aus. Widerstand und abweichende Meinungen wurden brutal unterdrückt.

Vier Tage später, am 22. Februar 1943, wurden Hans und Sophie Scholl sowie Christoph Probst wegen ihres Widerstands gegen das NS-Regime in München enthauptet.

Am Ende führte der Totale Krieg zur Totalen Niederlage und Kapitulation.

Heute bedient sich Putin ähnlicher demagogischer Rhetorik und macht aus seinem Angriff gegen die freiheitlich demokratische Ukraine eine Verteidigung gegen Nazis, um die Einheit des russischen Volkes in diesem Krieg zu beschwören. Und »Wer es noch wagt, sich öffentlich gegen den Krieg zu stellen, muss mit Verfolgung und harten Strafen rechnen« (Christina Hebel, Spiegel-Journalistin, Februar 2023)

HERMANN HEYMANN HUTFABRIK

Jüdisches Gewerbe (2)

ein Beitrag von Bethan Griffiths

Herrmann Heymann starb einen Tag vor dem 30. Geburtstag seines Sohnes, Theodor Heymann. Der junge Mann wurde nun Alleininhaber der „Hermann Heymann Hutfabrik“ in der Potsdamer Str. 61. Dieses etablierte Herrenartikelgeschäft war bereits im Jahr 1892 gegründet worden und wurde seit 1908 im Berliner Handelsregister unter der Nr. A 31717 verzeichnet.

Verbrennungsöfen für die Vernichtungslager

Bei Sachsenhausen und Bergen-Belsen denken wir an die Mordmaschinen der Nazi-Diktatur. Wir denken an die vielen jüdischen Mitbürger*innen und Widerständigen in unserem Kiez, die verschleppt und ermordet wurden. Aber wir müssen uns auch erinnern an die Täter in unserem Kiez. Zum Beispiel an die Mittäterschaft der KORI GmbH – von 1890 bis 1976 in der Dennewitzstraße 35, wo heute einer der Eingänge zum Gleisdreieck-Park ist. 

„ICH HABE MIT DER TÖTUNG DER JUDEN NICHTS ZU TUN“

„Ich habe mit der Tötung der Juden nichts zu tun“. Das sagte Adolf Eichmann 1961 vor Gericht in Jerusalem. Er stellte sich als Befehlsempfänger dar – nur verantwortlich für die Evakuierungen, für die Logistik.

Die Wahrheit sieht ganz anders aus!

KORI GmbH: “Wie Sie wissen, sind wir eine Spezialfirma …”

Dennewitzstraße 35

Vergangene Woche berichtete der Tagesspiegel über die Erfurter Firma Topf & Söhne, die die Öfen für Konzentrationslager u. a. in Auschwitz, hergestellt hat und deren ehemaliger Firmensitz in Erfurt nun zu einem Erinnerungsort umgestaltet wurde. Am Ende des Artikel schreibt der Autor des Tagesspiegelartikels, Eike Kellermann “ . . . Ein Einzelfall war die Erfurter Firma freilich nicht. So lieferte auch der Berliner Konkurrent Kori dutzende KZ-Öfen. Doch die Geschichte von Kori, sagt Historikerin Schüle, ist noch nicht erzählt . . . “